Andrea Ammerich-Geier

Andrea Ammerich-Geier

Themen

Unternehmertum
26.11.2021

Andrea Ammerich-Geier

Die Gründerin von SafetyCover Schutzverkleidungen im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Die begonnene Ausbildung zur Damenmaßschneiderin 1989, zur Wendezeit mit den Hürden des politischen Umbruchs, führte dennoch zu einem erfolgreichen Abschluss als Damenschneidermeisterin in Magdeburg. In diesem Handwerk Fuß zu fassen, erschien nach der Wende äußerst schwierig. Billigware überschwemmte den Markt. Mein Ziel, eine eigene Werkstatt zu eröffnen, rückte in weite Ferne.

Dennoch blieb ich der textilen Branche treu: eine türkische Änderungsschneiderei, eine Textilrestaurierung und die industrielle Fertigung von Fahrzeugplanen ebenso Einblick in die Fertigung von Schutzhüllen für Industrieroboter und Werkzeuge erwarb ich danach.

Mein Ziel war wieder greifbar.

Würden Sie diesen Weg noch einmal gehen?

Ja, in jedem Fall! Ich brauchte diesen langen Weg der Erfahrung, um den Mut zu haben, ein Unternehmen zu gründen. Dazu gehören alle Fehler der Vergangenheit genauso wie alle Erfolge. Dazu gehört die Zeit, sich orientieren zu können, sich selbst ausprobieren zu dürfen, Grenzen zu erfahren und Möglichkeiten zu entdecken. Dazu gehört Neugier aber auch Risikoeinschätzung, Unterstützung und Verständnis bei Familie und Freunden ebenso wie konstruktive Kritik. Dazu gehört die eigene Reife, als Mensch, der an seine Fähigkeiten glaubt und bereit ist, immer weiter zu lernen. Erst nach fast 20 Jahren Berufserfahrung war ich bereit, mein Unternehmen ins Leben zu rufen.

Wenn Sie mit dem Wissen von heute noch einmal starten würden, was würden Sie anders machen?

Investition in Bildung! Sowohl meine eigene „Aus- und Fortbildung” zur Führungskraft als auch die Weiterbildung meiner Mitarbeiter würde ich heute viel früher angehen: agieren können, statt reagieren zu müssen. Gerade als Existenzgründer erliegt man oft der Selbstausbeutung, um das Unternehmen in Schwung zu bringen. Augen auf bei der Standortwahl! Zunächst erschien es das einfachste, auf dem eigenen Grundstück zu beginnen, bzw. in den eigenen vier Wänden. Zu prüfen ist dann, welche Bedingungen seitens der Verwaltung dargebracht werden.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Die wohl wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben waren: mit 22 Jahren ein altes Haus zu kaufen und mit 23 Jahren Mutter zu werden. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ohne sich selbst zu verlieren ist eine ehrgeizige Aufgabe. Auch wenn dies nur indirekt fachlich wegweisend war, so weiß ich heute, wieviel es mich gelehrt hat: Durchhalten, kämpfen und für die eigenen Überzeugungen einstehen. Der daraus resultierende Optimismus, die Tatkraft und die Kreativität haben mir beruflich natürlich auch die Weichen gestellt, so dass ich neue Aufgaben und Herausforderungen gerne angenommen habe.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Es gilt in den nächsten Monaten zunächst mit der Digitalisierung voranzukommen. Zwar sind wir vorwiegend ein handwerklicher Betrieb, doch will ich, soweit es geht, gerade im organisatorischen Bereich und in der Buchhaltung die Vorzüge der digitalen Datenerfassung und Verarbeitung nutzen. In Zeiten von Corona bangen viele Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz. Ich habe die Zeit genutzt, um in eine Führungskräfteschulung zu investieren, die übergreifend auch die Mitarbeiter mit einbindet. In unserem familiär geführten Betrieb halte ich es für besonders wichtig, dass wir als gutes Team funktionieren.

Ehrenamtlich bin ich darüber hinaus seit vielen Jahren im TSV Wefensleben aktiv. Dies soll sich künftig zeitlich noch intensivieren und auch als Sponsor will ich diesem herausragenden Verein weiter als Partner zur Seite stehen.

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Mut, liebe Damen, Mut möchte ich allen zusprechen, die sich mit dem Gedanken tragen, in ihrem eigenen Leben, in ihrem Berufsleben und auch in unserer Gesellschaft, in unserer Gemeinschaft etwas zum Besseren verändern zu wollen. Schaut euch eure Vorbilder an, eure Ziele und eure Möglichkeiten. Wir Frauen können so viel stemmen, wir sollten uns das auch zutrauen. Es ist besser, mal einen Fehler zu machen als Garnichts zu machen.

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Als „learning by doing” Unternehmerin gibt es mir ein Gefühl von Sicherheit, mit meinem kleinen Unternehmen dem großen Verband des BVMW anzugehören. Hier finde ich Rat und Hilfe auf kurzen Wegen. Das riesige Netzwerk bietet die Plattform sowohl für weiträumige neue Zusammenarbeiten als auch dafür, sich regional besser kennenzulernen, Synergien zu erschaffen. Warum über tausende Kilometer aus dem Ausland importieren, wenn es auch im Umkreis zu haben ist.

Welche Ideen haben Sie für die Zukunft?

Mit der Individualität unserer Produkte sind wir mittlerweile für viele unserer Kunden in Gießereien, Maschinenbau oder Lackierung ein empfehlenswerter Partner geworden. In neuen Aufgabengebieten, z. B. in der Strahltechnik, Lebensmittelindustrie oder auch Reinraumtechnik will ich künftig ein breiteres Spektrum anbieten. Das erfordert neben der Produktentwicklung auch neue Wege in der Verarbeitung und die dafür geeigneten Materialien.

Über das Unternehmen hinaus will ich meine Zeit in die aktive Gestaltung unserer Gemeinde investieren, in unseren TSV Sportverein, in das Gemeinwohl hier in unserer Region und somit auch in die Zukunft meiner Mitarbeiter und unserer Kinder.

Infos zur Person

Andrea Ammerich-Geier

  • Jahrgang 1973
  • gelernte Damenschneiderin
  • 1989 erfolgreicher Abschluss als Damenschneidermeisterin
  • gründete 2011 das Unternehmen SafetyCover
  • Unternehmensgegenstand sind der Roboterschutz und Schutzverkleidungen aller Art
  • 2013 Auszeichnung mit dem Gründerpreis der SUPERillu in der Kategorie Newcomer

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