Anna Kemper

Anna Kemper

Themen

Unternehmertum
15.04.2024

Anna Kemper

Die Geschäftsführerin von DAILYSOCKS im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Das Unternehmersein wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Eltern führen in der dritten Generation einen Raumausstatterbetrieb im Münsterland. Da die Geschäftsräume direkt ans Wohnhaus angeschlossen sind, wurden Arbeit und Familie nie richtig getrennt und so bin ich im Geschäft und der Werkstatt groß geworden und war immer mittendrin. Für mich ist das bis heute eine sehr positive, bereichernde Erfahrung, denn ich bin dadurch sehr aufgeschlossen gegenüber Menschen, war früh sehr selbstständig und schon als kleines Mädchen habe ich gelernt, dass man lösungsorientiert arbeiten muss. Geht nicht, gibt’s nicht.

Somit war die Selbstständigkeit schon immer etwas Natürliches und ich hatte keine große Angst davor. Dass ich heute mit meinem eigenen Modelabel DAILYSOCKS selbstständig bin, erlaubt mir meine Kreativität zu leben, schafft mir viel Freiheit und die Möglichkeit, meinen Traum, DAILYSOCKS europaweit als Modeaccessoire bekannt zu machen, wahr werden zu lassen. And you never know – vielleicht findet man irgendwann einen DAILYSOCKS Flagship store auf der 5th Avenue in New York.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Der Weg in die Selbstständigkeit bringt viele Herausforderungen und Hindernisse mit sich, macht aber auch unglaublich Spaß. Wir, das sind meine Tante und ich, sind ziemlich naiv an die Gründung des Labels ran gegangen und wollten – wie „alle“ – einen Onlineshop für modische Socken am Markt etablieren. Und bevor wir die Idee im Kopf „tot gedacht haben“, sind wir als echte Macherinnen einfach gestartet. Auf dem Weg zu einem etablierten Produkt, haben wir viele Herausforderungen gemeistert. Die größten waren wohl, einen gut funktionierenden und bedienerfreundlichen Onlineshop zu etablieren und dann in die Sichtbarkeit zu kommen, um gesehen und gefunden zu werden als neues Label.

Aber ja, ich würde denselben Weg nochmal gehen, denn aus jeder Problematik lerne ich und entwickle mich auch persönlich weiter.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Man muss immer Platz für etwas Neues schaffen. So habe ich mich bewusst gegen einen großen, sicheren Private Label Kunden entschieden, um mich mental und kapazitiv ganz auf das DAILYSOCKS Business einlassen zu können. Der unsichere Weg, aber der für den mein Herz schlug.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Die größte Herausforderung war es zum Ende der Pandemie, in der wir uns in einer wirtschaftlich sehr schlechten Ausgangssituation befanden, gegen die Zweifel meines engsten Umfeldes durchzusetzen. Um ein Haar hätte ich meine Vision und meinen Glauben an mein Business verloren. Dank einer großartigen Mentorin bin ich wieder voll im Fokus und weiß, dass ich mit meinen DAILYSOCKS noch ganz viel erreichen werde.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)

Wir haben viele Projekte auf den Weg gebracht. Ein großes Thema sind die „SINGLE Socks“, was bedeutet, dass man bei uns nur einen einzigen Socken nachkaufen kann, wenn die andere, z. B. von der Waschmaschine gefressen wurde. Ein wichtiger Schritt, um ein Zeichen in unserer „Wegwerfgesellschaft“ zu setzen und die Leute zu sensibilisieren. Damit sind wir übrigens die ersten und einzigen europaweit.

Zudem stehen gerade Themen wie die EDI an, eine automatische Schnittstelle zu unseren größeren Einzelhandelskunden, die uns durch wöchentliche Abverkaufsberichte das automatische Nachbestücken ermöglicht.

Ein weiteres Projekt ist es ein Vertriebstool für unsere europäischen Handelsvertretungen zu implementieren, um alle auf den gleichen Informationsstand zu bringen.

Alles samt große Themen, wenn man selbst vieles kann, aber nicht besonders IT-affin ist.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Ich liebe das Feedback von Frauen, die mich für meine Leistung feiern und mich in dem was ich tue bestärken. Besonders oft sind es Nachrichten über Instagram, nachdem ich meine morgendliche „Daily Inspo“ hochgeladen habe, um ihnen einen Anreiz für eine Outfitkombination zu geben.

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Eine Sache, mit der ich in der schweren Zeit der Pandemie gestartet bin: Vernetzt euch mit anderen Unternehmerinnen. Denn Unternehmerinnen unterstützen sich gegenseitig mit ganz viel Engagement und Hilfsbereitschaft.

Ich habe mir die Zeit genommen fremde Frauen, denen ich z. B. über Social Media gefolgt bin, anzurufen und gefragt, ob es nicht die Möglichkeit gibt, dass wir uns gegenseitig austauschen und voneinander profitieren. Daraus haben sich zum Beispiel eine Messekooperation ergeben, Gewinnspiele bei Instagram zur Erzielung einer größeren Reichweite, gemeinsame Geschenkeboxen und sogar ein Yoga & Wine Event mit DAILYSOCKS Yogasocken. Es lohnt sich.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Obwohl es kein Einstellungskriterium ist, arbeiten bisher ausschließlich Frauen für DAILYSOCKS. Wir wertschätzen uns untereinander sehr und haben eine sehr herzliche Arbeitsatmosphäre.

Besonders stark wird bei uns das „Nehmen und Geben“ gelebt. Zu meinem Team gehören viele junge Mütter, denen ich alle Freiheiten einrichte, wenn sie mit ihren Kids zum Beispiel zum Kinderarzt, zum Babyschwimmen oder Bastelnachmittag müssen. Mein Vertrauen in das gute Ergebnis ihrer Arbeit wird trotz oder dank der Freiheit bestätigt.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung der Frauen im Unternehmen im Allgemeinen…

Bevor wir große Erwartungen an die langsam mahlenden Mühlen der Politik stellen, würde ich mir wünschen, dass wir bei uns selbst anfangen. Ich bin als Tochter von selbstständigen Raumausstattern zusammen mit meiner Schwester aufgewachsen. Unsere Eltern haben sich nie vor uns gestellt. Stattdessen haben sie hinter uns gestanden und uns den Rücken gestärkt, auch wenn wir mal Mist gebaut haben. Wir mussten die Dinge schon früh selbst klären und dafür gerade stehen.

Das hat mich geprägt und mich zu einer sehr selbstständigen jungen Frau gemacht, die in ihrer Laufbahn nie das Problem hatte, sich nicht gleichberechtigt zu fühlen. Auch wenn wir es als Frauen und Mütter noch immer in der Arbeitswelt schwerer haben, schaffe ich es, Probleme zu lösen und mein „Recht“ einzufordern.

Also, an alle (Unternehmer-)Mamas da draußen: stärkt eure Mädels und erzieht sie nicht wie Mädchen, sondern macht sie zu starken Persönlichkeiten.

Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?

Der Titel heißt „Scheiß auf die Glücksfee, ich mach das jetzt selbst.“, von Claudia Engel. Obwohl ich keine Leseratte bin, hatte ich es in wenigen Tagen verschlungen. In dem Buch geht es um Persönlichkeitsentwicklung und das Manifestieren von Zielen. Sehr unterhaltsam und lebensnah erklärt.

Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?

Wir waren in diesem Jahr erstmals Teil der Fashion Show von Anja Gockel, einer hochkarätigen Mainzer Designerin, die seit über 20 Jahren erfolgreich am Markt ist. Von ihren Kollektionen ist jedes Teil nur einmal verfügbar, weil sie auf bewussten Konsum und Nachhaltigkeit setzt.

Am allermeisten hat mich ihre Leidenschaft, ihre Bodenständigkeit und ihre herzliche Art inspiriert. Sie hat eine Vision, brennt für ihr Modellabel, ist nahbar und authentisch und hat bereits alles erreicht.

Womit schaffen Sie in Ihrer Freizeit einen Ausgleich zum Arbeitsalltag.

Ich liebe es, mit meinen beiden Töchtern an der frischen Luft zu sein. Am allermeisten kann ich bei einer Runde mit der Kutsche, mit unserer Shettystute Marry, abschalten.

Best calm down Alternative 2 ist ein Saunagang in unserer eigenen Sauna. Damit verbinde ich immer absolute Tiefenentspannung, es hat fast schon etwas Meditatives.

Ein guter Tag beginnt für mich…

…mit einem selbst zubereitetem Latte Macchiato mit frisch aufgeschäumter Milch und lieben, ausgeglichenen Kindern.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…das ich all meine Stärken und das was mir Spaß macht vereinen kann: Mode, Reisen, der gute Austausch mit neuen Kunden und anderen Ausstellern auf Messen. Ich habe sooo viele innovative und markttaugliche Ideen im Kopf, die wir auf unsere eigenen Produkte umsetzen. Ihr glaubt gar nicht, was das für ein erfüllendes Gefühl ist, wenn man für seine eigene Marke brennen kann und ganz nebenbei noch andere Frauen inspiriert.

Infos zur Person

Anna Johanna Kemper

Infos zum Unternehmen

Texolution GmbH (DAILYSOCKS)
www.dailysocks.de

  • Gründungsjahr: 2016
  • Branche: E-Commerce Sockenhandel
  • Firmensitz: Wettringen
  • Mitarbeitende: 6 Mitarbeiterinnen

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