Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Bozena Genßler
Die Gründerin und Geschäftsführerin von World Contact im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Genau vor 30 Jahren, 1991, habe ich den ersten Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und World Contact gegründet. Sprachen sind mein Leben. Ich habe Germanistik studiert und später gelehrt. Mit der Einheit Deutschlands änderte sich Vieles und ich musste mich neu orientieren. Ich wollte als Dolmetscherin für Polnisch arbeiten und habe mich gefragt, wohin Leute gehen, die eine eher seltene Sprache sprechen. So kam mir der Dienstleistungsgedanke und die Idee, ein Übersetzungsbüro für alle Sprachen zu gründen. Natürlich wusste ich damals nicht, wie sich das alles entwickeln würde. Ich habe einfach angefangen. Heute übersetzen wir jährlich in rund 70 Sprachen der Welt.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
Wenn ich zurückblicke, so bin ich glücklich und zufrieden, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Auch heute würde ich es nicht anders machen. Ich habe viele wunderbare Menschen getroffen, die mich bis heute als Kunden bzw. freie Mitarbeiter oder sogar als Freunde begleiten. Das gibt Kraft, das möchte ich nicht missen.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Seit jeher bin ich persönlich als Dolmetscherin und Übersetzerin aktiv. Auf diese Weise bleibe ich immer informiert, bspw. zu technischen Neuerungen und Entwicklung in einzelnen Branchen- und Wirtschaftszweigen. Das ist wichtig, weil sich natürlich auch die Sprache immer mit entwickelt und verändert. Das bedeutet wiederum, dass World Contact Mitarbeiter braucht, die absolut verlässlich arbeiten. Das Büro muss schließlich immer erreichbar sein. Um verantwortungsvolle Mitarbeiter zu gewinnen, muss man eine Kultur des Vertrauens schaffen. Ich habe gelernt, dass Menschen Verantwortung tragen wollen, d. h. selbstständig Entscheidungen treffen. Das entfaltet ihre Kreativität und fördert ihre Zufriedenheit. Nur so können Sie sich mit Ihrer Tätigkeit und dem Unternehmen identifizieren.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Technische Neuerungen. Das ist das derzeit alles umspannende Thema. Vor Kurzem haben wir unsere neue Webseite online gestellt. Sie ermöglicht es, dass Kunden noch einfacher ein Angebot erhalten. Im letzten Jahr haben wir das Dolmetschen per Videokonferenz eingeführt. Fortwährend erweitern wir die Projektarbeit von Kunden mit Hilfe von computergestützter Übersetzung, bspw. durch Trados. Wir schauen uns immer genau an, welche technischen Neuerungen für unsere Kunden einen Vorteil bringen könnten und testen diese. Interessant sind derzeit maschinelle Übersetzungen und vielleicht irgendwann einmal der Einsatz von Dolmetschermasken, die in verschiedenen Sprachen gleichzeitig übersetzen können. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Haben Sie keine Angst vor kleinen Schritten, vertrauen Sie sich selbst und ihren Mitarbeitern. Heutzutage setzt man auf Teamarbeit. Das ist wichtig. Netzwerke bringen einen immer weiter. Dabei hilft natürlich auch der BVMW. Für mich ist das eine sehr wichtige Plattform, um Gleichgesinnte zu treffen, sich auszutauschen und von deren Arbeit, Ideen und Lösungen zu erfahren und daraus zu lernen.
Ihr Unternehmen feiert dieses Jahr 30-jähriges Bestehen. Worauf sind Sie besonders stolz?
30 Jahre sind eine lange Zeit. Mein halbes Leben. Die Welt ändert sich ständig. Sprachen und Technologien entwickeln sich weiter. Und natürlich auch die aktuelle Pandemie geht nicht einfach an uns vorbei. Wenn ich auf etwas stolz bin, dann dass wir es schaffen, immer im offenen Dialog mit all unseren Kontakt- und Bezugspersonen zu stehen. Wir haben sehr viele langjährige Kunden und freiberufliche Übersetzer, zu denen wir eine intensive und gute Beziehung pflegen. Meine Mitarbeiter sind viele Jahre für World Contact tätig.
In einem Dienstleistungsunternehmen gibt es sehr viele Interaktionspunkte, Interessen und Bedürfnisse die befriedigt werden wollen. Neben einer hochwertigen Übersetzung bzw., Dolmetscherleistung spielt persönliche Sympathie eine große Rolle. Ich bin stolz, dass es mir gelungen ist und auch hoffentlich weiterhin gelingt, diese Art der Zusammenarbeit und Kommunikation so zu gestalten, dass wir seit 30 Jahren existieren.
Bozena Genßler, Magister der Germanistik, lehrte die deutsche, polnische und russische Sprache bevor Sie 1991 World Contact gründete. Seitdem leitet sie das Übersetzungsbüro als Geschäftsführerin und ist selber allgemein vereidigte Dolmetscherin und Übersetzerin.
Mehr als 600 hochqualifizierte Dolmetscher und Übersetzer arbeiten freiberuflich mit World Contact zusammen. Sie sind Muttersprachler und Fachleute und bedienen alle Sprachen der Welt. Das Übersetzungsbüro bietet ein breites Spektrum an Dolmetscher- und Übersetzungsdienstleistungen an. Gerichts-, Simultan-, oder auch Video- und Konferenzdolmetschen sowie Fachübersetzungen von Urkunden, Verträgen, medizinischer-, juristischer oder technischer Fachtexte sind Spezialgebiete von World Contact.