Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Evmarie Zell
Die geschäftsführende Gesellschafterin der KUBUS360 GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Ich habe nach meinem Studium direkt bei Kubus360 angefangen. Zu dieser Zeit waren wir um die 12 Mitarbeiter und ich hatte relativ schnell die Chance, einen neuen Bereich aufzubauen und dort die Abteilungsleitung zu übernehmen. Auch weil unser damaliger Geschäftsführer viel Freiraum für Entwicklung und Engagement gegeben hat. Im Rahmen der Nachfolgeüberlegungen stand dann die Frage an, wie wir mit der Geschäftsführung von Kubus360 in die Zukunft gehen wollen.
Zunächst haben wir versucht diese Position extern zu besetzen. Wir waren zu der Zeit zu fünft in Führungspositionen im Unternehmen, alle von Anfang an dabei und hatten das Unternehmen gemeinsam mit unserem damaligen Geschäftsführer auf 40 Mitarbeiter und einen entsprechenden Umsatz gebracht. Alle externen Bewerber hatten aber die „DNA von Kubus360“ selbstverständlich nicht verinnerlicht und so haben wir schnell festgestellt, dass dies keine Lösung ist, die uns weiterbringen wird. Also haben wir uns in einem Prozess über ein Jahr zu einem Führungsteam als neue Geschäftsführung aufgestellt.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?
In der Retrospektive gibt es eigentlich nichts von dem ich sage: Das hätte ich mit dem heutigen Wissen anders gemacht. Ich glaube die extra Schleifen, die man dreht, sind wichtig um die eigene Meinung und das Standing zu festigen und sich seiner Sache sicher zu werden. Ich war am Anfang des Prozesses beispielsweise sicher, dass ich nicht in die Geschäftsführung möchte. Zu Beginn konnte ich mir nicht vorstellen, diese Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu übernehmen. Erst das Aufzeigen der Alternative, eines neuen externen Geschäftsführers, hat mir verdeutlicht, dass ich mir das doch zutrauen kann und auch möchte.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Unsere Entscheidung, die Geschäftsführung als Team anzugehen. Weg von er „One-Man-Show“ hin zu einem Führungsteam mit unterschiedlichen Qualitäten, Wissen und Stärken. Zunächst hatte vor allem ich starke Bedenken im Sinne von „Wie lange werden Entscheidungsprozesse bei einem Team dauern?“ oder „Muss es nicht einen geben, der den sprichwörtlichen Hut auf hat?“. Es hat sich aber gezeigt, dass wir als Team ganz wunderbar funktionieren, was denke ich getragen wird von Vertrauen und Identifikation mit dem Unternehmen.
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Wir haben vor einiger Zeit Agile Methoden in unseren Projektteams eingeführt. Diese Prozesse im Rahmen unserer internen Projektbearbeitung schaffen mehr Qualität und Effizienz. Davon profitieren wir einerseits als Unternehmen, aber selbstverständlich auch unsere Kunden. Gleichzeitig beraten wir unsere Kunden aktuell vielfältig im Bereich der Bedarfsermittlungen. Denn ein bedarfsgerechtes Raumangebot, das gemeinsam mit dem Nutzer entwickelt wurde, ist nachhaltig und schafft Akzeptanz. Gerade erleben wir durch die Veränderungen der Arbeitswelten eine starke Nachfrage in diesem Bereich, was natürlich durch das vermehrt gelebte Homeoffice in den Fokus rückt. Auch wir haben mit unseren Mitarbeitern in einem partizipativen Prozess unseren Bedarf ermittelt und dann die Arbeitswelten von Kubus360 gemeinsam neu entwickelt.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Frauen sollten sich auf Ihre Stärken besinnen und diese ausbauen und entsprechend einbringen: Meiner Ansicht nach sind das beispielsweise „Verbindend und vermittelnd“ zu sein sowie Klarheit und Transparenz zu leben gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen manchmal versuchen, die besseren Männer zu sein, was ich persönlich schade finde. Denn Führung funktioniert sicher anders als Frau und das ist auch gut so und sollte positiv besetzt sein.
Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?
Die aktuellen Informationen und die branchenübergreifenden Artikel finde ich spannend und sehr hilfreich. Außerdem profitiere ich natürlich auch vom persönlichen Austausch mit anderen bei Veranstaltungen (die hoffentlich bald wieder stattfinden).
Evmarie Zell ist geschäftsführende Gesellschafterin, Dipl. Betriebswirtin und Immobilienfachwirtin. Darüber hinaus ist sie in der Beratung und Betreuung von öffentlichen Vergabeverfahren als auch der Projektsteuerung tätig.
Denken – 360 Grad. Schon ihr Name verrät ihre Arbeitsphilosophie: Kubus360 bedeutet, eine Aufgabe von allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten, zu denken und in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Aus einem Kompetenzpool aus Architekten, Ingenieuren, Projektsteuerern und Betriebswirten stellen sie ein auf jedes Projekt individuell zugeschnittenes Team zusammen, um die optimale Lösung zu erarbeiten. Dabei sind sie in Bau- und Planungsaufgaben unterwegs, aber auch beratend zu Projektbeginn.
Informieren Sie sich auf ihrer Website, kontaktieren Sie sie und stellen Sie ihnen Ihre Aufgabe – sie sind bereit.