Das BVMW-Netzwerk für weibliches Unternehmertum
Juliane Hüppe
Die Inhaberin und Geschäftsführerin von studio ø im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskräfte zu werden?
Vor einem halben Jahr habe ich eine Beratungsfirma gegründet, weil ich den Beruf als Beraterin liebe und ein tolles Team hatte, dass sich mit mir gemeinsam auf den Weg machen wollte. Ich habe keinen Masterplan für meine Karriere gehabt, sondern bin Optionen nachgegangen, auf die ich Lust hatte.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.
Ich habe Jura studiert und mich mit der Länge und Tiefe der Inhalte schwergetan. Auf der einen Seite ist so ein anspruchsvolles Studium gut für die Persönlichkeitsentwicklung, aber ob ich mich heute nochmal dadurch quälen würde, weiß ich nicht. Ich glaube, dass ein freiwilliges soziales Jahr mir gut getan hätte, etwas erwachsener ins Studium zu starten.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Mehrere Male bin ich – rückblickend - richtig abgebogen:
Freude an der Arbeit und Mut waren dabei die besten Berater.
Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?
Das erste juristische Staatsexamen: Ich habe mehrere Jahre gelernt, ohne ein gutes Ergebnis zu erzielen: Mich damit gequält, an den Schreibtisch gefesselt zu sein, unter mangelnder Konzentration gelitten, prokrastiniert, war unzufrieden mit mir….
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?
Mein aktuelles Thema ist wieder Change Management: Warum gelingt es vielen Unternehmen immer noch nicht in ausreichendem Maß, Veränderungen umzusetzen? Welche Praktiken haben sich bewährt, welche nicht? Was können Unternehmen tun, damit die Voraussetzungen für die Transformation geschaffen werden?
Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?
Wenn meine Kunden durch die gemeinsame Arbeit erfolgreich sind.
Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräfte mitgeben?
Fürchte Dich nicht! Ich bin selbst sehr frischgebacken als Unternehmerin und erhalte viel Unterstützung anderer Entrepreneurs. Ich bin im besten Sinne überrascht, auf was für ein tolles Netzwerk ich zurückgreifen kann.
Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?
Wir sind ein Team von Frauen; gemeinsam gestalten wir unsere eigene Unternehmenskultur. Und die muss geprägt sein von Vertrauen, gegenseitiger Unterstützung und persönlicher Weiterentwicklung. Dazu nutzen wir unter anderem regelmäßig Retros, Reflektionen und unterstützendes Feedback.
Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...
Infrastrukturelle Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Care und Profession ermöglichen. Persönlich erwarte ich von der Politik den – geschlechtsunspezifischen – Abbau von Bürokratie, die Unternehmertum wirklich behindert.
Welches Buch empfehlen Sie angehenden Unternehmerinnen/Führungskräften?
„Humble Inquiry: The Gentle Art of Asking Instead of Telling” von Edgar H. Schein. Der Titel ist selbstredend: Es geht um die – für mich essentielle - Kunst des empathischen Fragens in zwischenmenschlichen Beziehungen und organisatorischen Kontexten. Es geht darum, wie man mit aufmerksamen Fragen, wahres Verständnis und effektive Kommunikation gestaltet und Vertrauen und Offenheit fördert. Dabei gibt „Humble Inquiry“ praktische Einblicke und Ratschläge, wie man Fragen in verschiedenen Situationen anwendet, um effektiv zu kommunizieren, Beziehungen aufzubauen und Probleme zu lösen.
Das Buch ist nicht neu, aber für mich ein Standardwerk für gute Führung!
Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?
Ich bereite mich sehr ausführlich vor: Ich kläre meine eigene Zielsetzung und die der anderen Beteiligten des Termins. Dazu stelle ich mich in deren Schuhe, überlege mir genau, welche Bedürfnisse, Fragen und Erwartungen sie haben und was sie brauchen, damit es für alle ein erfolgreicher Termin wird. Das mache ich auch bei Präsentationen und Key Notes; da ist die Erwartung der Zuhörer genauso relevant wie der Inhalt.
Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?
Mein Team: Wir haben die ersten sechs Wochen in meiner Küche gearbeitet. Dort haben wir unsere Strategie entwickelt, unsere Mission und unsere gemeinsamen Werte erarbeitet und uns mit den administrativen Anforderungen einer GmbH gequält. Wir haben uns zusammen auf die Selbständigkeit gefreut und alle Hindernisse gemeinsam genommen.
Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?
Mein Netzwerk ist für mich unerlässlich, wenn es darum geht, voneinander zu lernen, sich zu unterstützen und sich gegenseitig zu inspirieren. In meinem Netzwerk finde ich Kollegen, die ich um Rat fragen kann, die mit spezifischem Fachwissen unterstützen können oder mit denen ich über Inhalte diskutieren kann. Wir empfehlen uns gegenseitig weiter und informieren uns über Themen, die für den anderen relevant sein können. Das klappt deswegen so gut, weil jeder davon profitiert: Es macht Spaß, helfen zu können und es ist ein gutes Gefühl, unterstützt zu werden.
Neben diesem Netzwerk habe ich auch ein Netzwerk von professionalen Expertinnen und Experten: Steuerberater, Buchhalter, Anwältin, Coach, etc. Das ist enorm wichtig, um stets handlungsfähig zu sein.
Was macht Sie zu einer guten Chefin?
Juliane Hüppe
studio ø
https://studio-oe.de/