Marlies Herbrechtsmeier

Marlies Herbrechtsmeier

Themen

Unternehmertum
28.08.2023

Marlies Herbrechtsmeier

Die geschäftsführende Gesellschafterin und Unternehmerin der blu:boks Kinder- und Jugendbildung gGmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Mir hat es schon immer viel Freude bereitet, Verantwortung zu übernehmen! Ich packe einfach gerne an und es ist mir ein großes Anliegen, positiv in die Gesellschaft einzuwirken.

Dass ich mich dann getraut habe, Geschäftsführerin zu werden, habe ich Führungskräften zu verdanken, die mich kompetent begleitet haben, sodass ich langsam und gesund in meine Position hineinwachsen konnte.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Ich bin dankbar für meinen Weg und würde diesen immer wieder so gehen, weil ich an der Basis beginnen und Stück für Stück mehr Verantwortung übernehmen konnte.

Das empfinde ich heute als immensen Vorteil, weil ich dadurch weiß, wie sich (fast) jede Position im Unternehmen anfühlt. Aus dieser reichen Vielfalt an Perspektiven kann ich jetzt bestmögliche Entscheidungen für das Unternehmen treffen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Mein wegweisendster Moment war der, als ich beschloss, Verantwortung zu übernehmen – für mich selbst, für mein Leben und für andere. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Von dem Zeitpunkt an habe ich aufgehört, anderen die Schuld für Probleme in die Schuhe zu schieben und begonnen, selbst die Veränderung zu sein, nach der ich mich sehne.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Eine Herausforderung war für mich, mit meinem Herzen zu leiten und gleichzeitig wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Anfangs dachte ich, das passe nicht zusammen – heute weiß ich, dass das Gegenteil der Fall ist und beides Hand in Hand miteinander geht und gehen sollte.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mit der sich wandelnden Arbeitnehmerperspektive. Es ist sehr interessant, wie sich bei neuen Generation der Blick auf die Arbeitswelt verändert. Es gibt häufig nicht mehr den einen Job, den man von der Ausbildung/dem Studium, bis ins hohe Alter macht, es gibt nicht mehr die eine Vollzeitstelle, sondern starke Ansprüche an Beruf und Freizeitgestaltung, an Familie und Arbeitsstelle. Sich damit auseinanderzusetzen, finde ich äußerst spannend.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Wenn ich erlebe, dass die Menschen, die täglich in mein Unternehmen kommen, sich gut aufgehoben und wertgeschätzt fühlen – dann ist das auch für mich die größte Wertschätzung.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Tut euch zusammen, unterstützt euch, gebt euch gegenseitig Kraft, seid mutig und umsichtig! Denn wir brauchen keine Gesellschaft, die von Egoismus und Konkurrenzkampf, sondern eine, die von Wertschätzung, Liebe, Respekt und einem positiven Miteinander geprägt ist.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich bin Geschäftsführerin in einem sozialen Unternehmen. Unsere Stellen sind überwiegend von Frauen besetzt. Ganz gezielt unterstützen wir junge Mütter, gerade auch in Leitungsfunktionen. Das tun wir, indem wir beispielsweise den Wiedereinstieg nach der Elternzeit so entspannt wie möglich gestalten. Außerdem ermutigen wir Frauen zu regelmäßigen Weiter- und Fortbildungen und es werden Auszeiten wie zum Beispiel Sabbatjahre bei uns willkommen geheißen. Innerhalb unseres Unternehmens lassen wir Weiterentwicklung zu und treiben sie voran.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...

… bessere Lösungen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Dieses Thema ist mir sehr wichtig, weil ich die Überforderung von Eltern immer stärker erlebe. Gerade Mütter mit Kleinkindern erleben den Druck der Gesellschaft und es gibt wenig Platz für berufliche Weiterentwicklung und gleichzeitig dem Verständnis, einfach Eltern sein zu dürfen. Alles muss auf einmal gemeistert werden. In dieser Zerrissenheit erlebe ich Konflikte in den Familien, Überforderung usw. Dabei muss auch alles seine Zeit haben dürfen. Dieser Druck muss sich verändern. Damit könnte ich viele Seiten füllen. Das würde aber hier zu viel Platz in Anspruch nehmen.

Welche Angebote des BVMW nutzen Sie regelmäßig?

Den Newsletter und von Zeit zu Zeit für mich passende Veranstaltungen.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom BVMW? Wie kann Sie der BVMW im Unternehmensalltag unterstützen?

Weiterhin gute Möglichkeiten zum Netzwerken.

Wer hat Sie am meisten inspiriert und warum?

Meine Eltern, weil sie stets mit Demut, Dankbarkeit und einer unglaublichen inneren Stärke agiert haben.

Was wäre der Soundtrack zu Ihrem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

“A head full of dreams” von Coldplay

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Ich schreibe mir auf, was das beste Ergebnis wäre, das bei dem Termin herauskommen könnte. Von dort aus gehe ich dann Schritt für Schritt zurück und stelle mir vor, wie wir dorthin gekommen sein könnten. Das wiederhole ich ein paar Mal, bis ich zufrieden bin. Dazu ein guter Song, dann ist es perfekt!

Wer war Ihre wichtigste Begleitung auf dem Weg in die Selbstständigkeit/zur Führungskraft?

Es gibt so viele Menschen, denen ich unglaublich dankbar bin. Vorneweg meinem Ehemann, der mich einfach machen lässt, mir immer Mut zuspricht und mir den Rücken freihält. Dann meiner großen Familie – sie ist der Ort, wo meine Wurzeln sind, welche selbst dem stärksten Sturm standhalten. Ebenso meiner damaligen Geschäftsführung, die den Staffelstab an mich übergeben und die Bahn geebnet hat. Sehr dankbar bin ich auch für meinen Geschäftspartner, mit dem das manchmal notwendige Aushalten und Durchhalten so viel einfacher ist. Und last but not last meinem großen Team aus 85 Mitarbeiter:innen.

Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich die Frau und Führungskraft bin, die ich heute bin und die ich gerne bin.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Ein starkes Netzwerk ist wichtig, weil Austausch immer dazu beiträgt, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Man kann von anderen lernen, die Ähnliches erlebt haben und muss nicht alle Fehler selber machen. Und natürlich hilft ein großes Netzwerk dabei, Ziele schneller zu erreichen.


Infos zur Person

Marlies Herbrechtsmeier

  • Jahrgang: 1982
  • Berufsabschluss: Staatlich anerkannte Erzieherin
  • Position: Geschäftsführende Gesellschafterin und Unternehmerin
  • Selbstständig/Führungskraft seit 2015

Infos zum Unternehmen

blu:boks Kinder- und Jugendbildung gGmbH
www.bluboks.de

  • Gründungsjahr: 2014
  • Branche: Kinder- und Jugendhilfe
  • Firmensitz: Berlin Lichtenberg
  • Mitarbeitende: 85

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