Miriam Engel, loyalworks®

Miriam Engel

Themen

Unternehmertum
05.08.2022

Miriam Engel

Die Gründerin von loyalworks im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Als junge Frau wollte ich gern die Welt erobern. Ich absolvierte zwei Studiengänge parallel, hatte mit 24 Jahren das erste Mal Personalverantwortung und war mit 26 Jahren die Geschäftsleitungsassistentin eines Konzerns.
Um ehrlich zu sein, hatte ich die zur Ausübung einer Führungsposition erforderliche mentale Verfassung weit unterschätzt. Dies war die erste Hürde, die ich nicht „mal eben so“ nahm. Die von mir empfundene zweite Hürde wird vielfach als „gläserne Decke“ beschrieben. Plötzlich ging es für mich nach oben nicht mehr weiter, nur noch seitwärts. Das dämpfte meine Stimmung sehr. Da ich auch sonst an vielen Stellen die Doppelmoral mancher Arbeitskulturen kritisierte, war es für mich die einzig richtige Schlussfolgerung, mich selbstständig zu machen; im Alter von 29 Jahren.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg noch einmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich wäre noch klarer und resoluter vorgegangen, hätte nicht so viel Zeit in Menschen und Projekte investiert, die am Ende zu nichts führten. Kurzum: ich hätte noch mehr auf mein Bauchgefühl gehört und weniger Floskeln à la „Das macht man so!“ oder „So ist das eben!“ geglaubt. Was habe ich mich manchmal vor den Karren anderer spannen lassen. Ich hätte weniger Angst vor großen Summen gehabt und wäre gleich mit großen Zielen losgegangen. Und vor allem hätte ich von der ersten Minute an mein eigenes, tragfähiges Netzwerk gebaut. Wie wichtig persönliche, vertrauensvolle Kontakte sind, kann man gar nicht genug betonen.

Als Frau habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass Männer zwar oft hilfsbereit, aber nicht immer hilfreich sind. Für Frauen gelten in so vieler Hinsicht andere Regeln und Gepflogenheiten. Ich habe es als „besserer Mann“ versucht und bin gescheitert. Heute fühle ich mich als Business-Frau richtig gut und wohl in meiner Haut. Dazu beigetragen haben ganz besonders die Leuchtturmfrauen, die mich persönlich auf meinem Weg begleitet haben und für die ich bis heute und in Zukunft dankbar sein werde.

Meine Learnings habe ich in meinen Büchern festgehalten und sie zu den Triebfedern meines Unternehmertums gemacht: Ich entwickle und trainiere Führungskompetenzen und bringe Loyalität in die Unternehmenskultur der Betriebe, mit denen ich zusammenarbeite. In jüngster Zeit habe ich ein zweites, gemeinnütziges Unternehmen zur Stärkung von Frauen in Führung und Verantwortung in unserer Region gegründet, auch dafür waren die Erkenntnisse aus meiner eigenen Erfahrung der Auslöser – und auch dazu ist ein Buch entstanden.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Am meisten gelernt habe ich in den männerdominierten Unternehmensstrukturen, die sich direkt auf die gelebte Kultur auswirkten: der Umgang mit Macht und Druck war hart und lehrreich. Macht kann so viel Gutes bewirken, doch der Missbrauch bringt sie in Verruf. Gleichzeitig habe ich so viele Menschen kennengelernt, die keine Macht hatten und dennoch – dank ihres Status – so viel Gutes taten und tun. Diese Vielfalt zu erleben und wirksame Kommunikationsstrukturen zu durchdringen, bewirkte bei mir die größten Aha-Erlebnisse. Eine feste Überzeugung ist geblieben: Die Haltung eines Menschen wird zu seinem Verhalten. Wer eine gesunde Grundeinstellung zu Menschen, zum Leben hat, wird diese durch sein Verhalten weitergeben. Die Theorie gilt aber leider auch umgekehrt. Umso wichtiger ist es, Menschen für eine gesunde Reflexion anzuleiten, zu begleiten, es vorzuleben.

Das Wegweisendste war tatsächlich meine Entscheidung, mein eigener Boss zu werden. Es heißt, alles auf die eigene Kappe zu nehmen, niemanden beschuldigen zu können und radikal ehrlich zu sich selbst zu sein. Die Selbstständigkeit ist für mich der radikalste Weg der Selbsterkenntnis und persönlichen Entwicklung.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Mit Wegen, den Menschen im Arbeitsleben wieder in den Fokus zu rücken, wieder echten Dialog zu führen, sich auf (Arbeits-)Beziehungen einzulassen, den ganzen Menschen zu sehen. Ja, Beziehungen können schwierig sein und Konflikte sind unbequem. Doch genau das macht den Mehrwert aus. Es ist absolut veraltet, ehemalige Mitarbeitende als abtrünnig wahrzunehmen. Vielmehr sollten die Türen offen sein, um zurückkehren zu können. Es kann nicht sein und will mir nicht in den Kopf, dass die Weiterentwicklung von Assessment Centern noch unpersönlichere Online-Verfahren werden. Wann arbeiten wir endlich wieder als Menschen zusammen, in einer Welt, in der Technologien die Prozesse vereinfachen und beschleunigen, ohne die Menschen voneinander zu entfremden? Ich arbeite darauf hin, dass wir remote, digital zusammenarbeiten und auch auf diese Weise vertrauensvolle Kooperation bis hin zur Co-Kreation leben.

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

Achten Sie auf Ihre inneren Einstellungen und Überzeugungen. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Dieses Wissen macht es besonders wichtig zu hinterfragen, wo wir unseren eigenen Fokus setzen. Was wir denken. Wie wir denken. Ich möchte ermutigen, neu zu denken: Was wäre, wenn das Gegenteil Ihrer Meinung genauso gültig ist? Das ist Vielfalt, das ist Diversität. Erst mit dieser Maxime werden wir in Zukunft erfolgreich sein.

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Neben der politischen Interessenvertretung bin ich besonders in jüngster Zeit dankbar für die Begegnungsstätten, die der BVMW ermöglicht. Ich brauche die Inspiration und den Austausch mit Menschen wie die Luft zum Atmen, auch zum Weiterdenken meiner eigenen Geschäftsprozesse. Da sind die Gelegenheiten zuzuhören, und da ist Raum für Kennenlernen – der erste Schritt zum Vertrauensnetzwerk. Außerdem habe ich schon mehrfach selbst auf BVMW Veranstaltungen sprechen dürfen. Der Verband bietet mir also auch eine Plattform zum Ausbau von Bekanntheit und Reichweite. Ich fühle mich hier in Südniedersachsen sehr gut betreut und aufgehoben.

Weitere Ideen? Gibt es noch ein Thema, welches Sie gern einbringen möchten?

Ich würde Wirtschaftsfrauen gern noch mehr Raum innerhalb der Verbandsaktivitäten geben. Vereinzelt habe ich schon BVMW LADIES | ONLY-Formate bzw. LADIES CONNECT besucht; das darf gern noch mehr werden und ich bin auch bereit, mit weiteren Akteuren etwas dafür zu tun.

Infos zur Person

Miriam Engel ist Kommunikationswirtin, zertifizierte Personalentwicklerin und Expertin für loyale Führung und Zusammenarbeit. Mit Führungskompetenztrainings, Organisationskommunikation und Mentoring liegt ihr Fokus auf Führungs- und Kulturentwicklung sowie Mitarbeiterkommunikation. Ihr Wissen gibt sie in ihren Fachbüchern Royal führen, loyal handeln – Nachhaltige Wertschöpfung für Ihr Unternehmen (UVK, 2019), Besser führen – Mit Haltung und Vertrauen zu Loyalität (UVK, 2021) sowie BusinessWomen Empowerment – Erfolgsfrauen nutzen ihr Netzwerk (Salsa-Verlag, 2021), in Vorträgen sowie in ihrem Podcast 7-Minuten-loyaler weiter.

  • Jahrgang: 1982
  • Abschluss: Abitur, Studium
  • Selbstständig seit 2011

Infos zum Unternehmen

Die Managementberatung loyalworks bietet deutschlandweit die einzige Qualifizierung für Führungskräfte mit dem Zertifikat Loyale Führung (IHK) an. Beraten und betreut werden Betriebe, die ihre Leistungsträger nachhaltig binden und passende Kandidaten fürs Unternehmenswachstum gewinnen wollen.

  • Gründungsjahr: 2011, Markenanmeldung 2019
  • Branche: Personalentwicklung, Training, Mitarbeiterkommunikation
  • Firmensitz: Rosdorf, Südniedersachsen, Niedersachsen

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