Susann Vogel

Susann Vogel

Themen

Unternehmertum
16.04.2024

Susann Vogel

Die Geschäftsführerin von Sustainable Communications im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin/Führungskraft zu werden?

Der Gedanke, selbst ein Unternehmen zu gründen, war schon lange in meinem Kopf. Aber er musste reifen. Und wie so oft im Leben braucht es den richtigen Zeitpunkt, um zu „springen“. Für mich war dieser Zeitpunkt der 12.12.2022 – der Tag, an dem ich meinen damaligen Traumjob in Festanstellung gekündigt habe. Das war keineswegs eine leichte Entscheidung, weil ich mein Herzensthema Nachhaltigkeit & Unternehmenskommunikation bei einem der führenden Naturkosmetikhersteller in Europa (lavera Naturkosmetik) verantwortet habe. Aber dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich meine ganz persönliche Mission noch weitertragen muss.

Denn eines steht für mich schon seit meiner Jugend fest: Ich möchte die Welt um mich herum ein Stück nachhaltiger gestalten und mein Wissen zu diesem Thema in Form von einfachen Lösungen weitertragen. Damals litt ich unter Neurodermitis und fand heraus, dass ein natürlicher und gesunder Lebensstil der Schlüssel zur Heilung ist. Seitdem (also seit über 25 Jahren) beschäftige ich mich intensiv mit dem Erhalt der natürlichen Ressourcen, damit unsere Erde genauso grün auch von allen nachfolgenden Generationen vorgefunden wird.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen.

Ich habe mich im Laufe der Jahre immer mal wieder gefragt, ob ich an irgendeiner Stelle in meinem Leben vielleicht doch einen anderen Weg hätte einschlagen sollen. Aber die Antwort lautete jedes Mal: Nein. Ich würde alles genau so wieder machen. Mit einer Ausnahme – meinem Bauchgefühl von Anfang an noch mehr zu vertrauen.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Ehrlich gesagt: Die bis dato wichtigste Entscheidung in meiner beruflichen Karriere war die Kündigung meines Traumjobs. Ich habe lange mit dieser Entscheidung gerungen, aber irgendwann war der Mut groß genug und ich habe mir gesagt:

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Intuitiv wusste ich, dass ich im nächsten Schritt möglichst viele Unternehmen auf dem Weg in eine nachhaltigere Wirtschaft begleiten möchte. Ich möchte meine persönliche „grüne Fackel“ zum Thema Nachhaltigkeit überall dort entzünden, wo noch nicht nachhaltig gehandelt wird und Menschen für das Thema Umweltschutz begeistern. Das Wichtigste dabei: Simplicity. Die Dinge müssen einfach sein, dann werden sie auch umgesetzt.

Was war die größte Herausforderung, die Ihnen begegnet ist?

Meine größte persönliche Herausforderung war das Thema Sicherheit, das durch eine Festanstellung vermeintlich gegeben ist. Das ist aber ein Trugschluss, denn kein Job ist per se 100 % sicher. Für mich war es ein elementarer Schritt, diese Sicherheit in mir zu erschaffen und mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich Dinge zum Erfolg führe, wenn ich an sie glaube. Dazu gehören natürlicherweise Höhen und Tiefen. Aber inzwischen weiß ich: Das ist normal.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv?

Wie ich das Thema „Nachhaltige Berichtspflicht“ für Unternehmen einfach zugänglich mache, damit die Hürde kleiner wird und vor allem die Lust auf nachhaltiges Wirtschaften steigt. All die neuen Reportingthemen wie z. B. Lieferkette, Nachhaltigkeitsbericht etc. bergen die Gefahr, dass Unternehmen das Thema abarbeiten. Damit ist aber niemandem geholfen. Ich weiß, wie es geht, dass Nachhaltigkeit leicht ist und Spaß macht. Erst recht, wenn Erfolge schnell sichtbar werden. Denn nur dann wird sich wirklich etwas ändern – und zwar freiwillig.

Wodurch erfahren Sie besondere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Es sind meine Kund:innen, Kolleg:innen sowie mein Netzwerk, die mir zurückspielen, wie sehr sie meinen klaren Blick für das Wesentliche und v. a. meinen Optimismus, an komplexe Dinge heranzugehen, schätzen. Für mich gibt es immer eine Lösung im Sinne aller Beteiligten – und ich sorge dafür, dass sie gefunden wird.

Ich freue mich, wenn Menschen mir sagen, dass ich für sie eine Quelle der Inspiration zum Thema Nachhaltigkeit und gesunder Lebensstil bin. Und dass es bei mir immer so einfach klingt. Genau darum geht es. Gerade jetzt brauchen wir noch mehr Hands-On Mentalität, einfache Lösungen und insbesondere verständliche Kommunikation, wenn wir Prozesse umweltfreundlicher und gleichzeitig wirtschaftlicher gestalten wollen.

Welche Botschaft möchten Sie frisch gebackenen Unternehmerinnen oder Gründerinnen/Führungskräften mitgeben?

Glaubt an eure Idee und vertraut eurem Bauchgefühl. Lasst euch nicht von den Meinungen anderer verunsichern, aber nehmt sie als Anlass, immer wieder kritisch zu hinterfragen, ob ihr noch auf dem richtigen Weg seid oder die Richtung anpassen müsst. Es ist Arbeit, insbesondere am Anfang, aber sie lohnt sich.

Mit welchen wesentlichen Maßnahmen fördern Sie in Ihrem Unternehmen gezielt Female Empowerment und geben Ihren Mitarbeiterinnen Rückenwind?

Ich coache Frauen (und auch Männer) in meinem beruflichen und persönlichen Umfeld und helfe Ihnen, ihre Stärken zu erkennen. Ich finde es wichtig, dass Menschen ihr volles Potenzial entfalten und dieses auch leben. Denn dann übernehmen sie automatisch Verantwortung für die Dinge und wachsen automatisch über sich hinaus. Insbesondere Frauen bringen so viele Stärken mit, die extrem wichtig für unsere Gesellschaft und die aktuelle Zeit sind. Hier helfe ich, dass sie sich zutrauen, diese Themen entweder in ihren aktuellen Job zu integrieren oder sich tatsächlich beruflich zu verändern.

Von der Politik erwarte ich hinsichtlich einer stärkeren Unterstützung von Unternehmerinnen und der Entwicklung von Frauen in Unternehmen im Allgemeinen...

Ich bin davon überzeugt, dass echte Veränderung nur passiert, wenn Menschen diese wollen – und nicht, weil sie müssen oder eine politische Richtlinie dies vorgibt.

Was die Unterstützung von Frauen anbelangt, sind wir bereits auf einem guten Weg, aber es darf ruhig noch mehr werden. Förderprogramme wie z. B. EXIST Women sind großartig, um Frauen den Schritt in die Gründung zu erleichtern.

Ich bin davon überzeugt, dass wir echte Gleichberechtigung erst leben können, wenn diese auch im Mindset aller angekommen ist. Das braucht Zeit und weitere Initiativen und Maßnahmen, damit Frauen ihre Stärken teilen (dürfen) und in die Gesellschaft einbringen.

Ein guter Tag beginnt für mich mit…

…frischer Luft (an der Alster oder Ostsee), einem selbstgemachten Porridge und guten Kaffee.

Wie bereiten Sie sich auf einen wichtigen Termin vor?

Ich versetze mich in die Lage meiner Kunden:innen und stelle mir die Frage: Was brauchen sie, damit dieser Termin als erfolgreich und inspirierend wahrgenommen wird? Diese Frage stelle ich auch in meinen Workshops direkt zu Beginn. Dann sind sich alle Teilnehmer:innen darüber klar, was sie erwarten – und ich weiß, worauf ich den Fokus legen muss.

Warum ist ein starkes Netzwerk für Unternehmerinnen/Führungskräfte besonders wichtig?

Der fachliche und persönliche Austausch zu all den neuen Themen, die unsere Welt und Wirtschaft gerade umtreiben, ist immens wichtig, um neue Lösungen zu erschaffen. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass über das Aussprechen von Gedanken neue Synapsenverknüpfungen (und damit Lösungen) entstehen. Das passiert nicht, wenn wir immer nur im Kopf um unsere eigenen Thema kreisen. Ein Netzwerk bringt über den Austausch mit anderen viele wichtige Impulse, die so nicht entstanden wären.

Was macht Sie zu einer guten Chefin?

Ich verstehe mich eher als Coach, wenn es darum geht, Menschen zu führen oder Verantwortung für ein Team zu übernehmen. Führungskompetenz braucht Kommunikation auf Augenhöhe, ein gutes Gespür für Menschen und vor allem emotionale Intelligenz. Ich möchte meine Mitarbeiter:innen für ihren Job begeistern und ihre Stärken fördern. Manchmal erkennen Mitarbeiter:nnen in diesem Prozess auch, dass sie/er in einem anderen Thema viel besser aufgehoben ist. Das ist am Ende für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Denn wenn Menschen Erfüllung in ihrer täglichen Arbeit finden, übernehmen sie Verantwortung für die Themen und es entsteht meist noch viel Größeres, als anfangs denkbar war.

Am meisten begeistert mich an meinem Beruf…

…, dass ich schon sehr früh mein echtes Herzensthema auch beruflich integrieren konnte. Erfolgreiche Kommunikation in Verbindung mit fundiertem Nachhaltigkeitswissen. Ich weiß, dass jeder einzelne einen echten Beitrag zum Thema Umweltschutz leisten kann, wenn er verstanden hat, was zu tun ist. Wir müssen das Thema Nachhaltigkeit für alle greifbar und verständlich machen. Nur dann wird sich wirklich etwas ändern.

Was hat Sie während Ihrer Selbstständigkeit/als Führungskraft am meisten überrascht?

Dass man sich permanent selbst überholt. Selbstständigkeit bedeutet, nochmal einen anderen Wachstumsprozess zu durchlaufen. Verantwortung habe ich schon immer gern und auch sehr früh in meiner Karriere übernommen. Aber ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen formt die Persönlichkeit noch einmal auf andere Art und Weise. Und es ist gut, dass man vorher nicht weiß, wie intensiv dieser Weg wird.

Infos zur Person

Susann Vogel

Infos zum Unternehmen

Sustainable Communications I Beratung für Nachhaltigkeit & Kommunikation
www.sustainable-communications.de

  • Gründungsjahr: 2023
  • Branche: Nachhaltigkeit & Marketing/Kommunikation
  • Firmensitz: Hamburg
  • Mitarbeitende: Einzelunternehmerin

Verwandte Artikel