Vanessa Kubacz

Vanessa Kubacz

Themen

Unternehmertum
10.06.2021

Dr.-Ing. Vanessa Kubacz

Die Prokuristin der O. Thimm GmbH im Interview für die Initiative „Starke Frauen – Starker Mittelstand“.

Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?

Zu behaupten, es sei mir in die Wiege gelegt worden, ist mit Sicherheit falsch. Tatsächlich ist es aber so, dass (alle männlichen) Familienmitglieder Unternehmer sind. Aufgewachsen bin ich also im Dunstkreis von Leuten, für die es meist nur zwei Dinge gab: „Firma und Familie“. Ich denke die lösungsorientierte Denkweise und die Lebensweise, den Erfolg der Unternehmung vor persönliche Interessen zu stellen, haben mich nachhaltig geprägt. So sehr, dass ich das Unternehmertum als die einzige für mich und zu meinem Naturell passende Arbeitsform empfinde. Für etwas zu arbeiten und nicht für jemanden, Entscheidungen treffen zu dürfen und was bewirken zu können, empfinde ich für mein Leben als eine wirkliche Bereicherung.

Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen? Oder würden Sie etwas anders machen?

Ich würde den Weg nochmal gehen, da er mich schlussendlich meinen persönlichen Zielen nähergebracht hat. Aber wie jeder Mensch habe ich eine ganze Liste von verpassten Chancen. Als Lehre kann man wahrscheinlich nur mitnehmen, dass man jede Gelegenheit nutzen sollte, egal wie klein sie ist. Ob man etwas Großes daraus macht, hat man dann selbst in der Hand.

Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?

Ich habe schon oft erlebt, wie Menschen, sowohl Unternehmer als auch Freunde, auf die Chance des Lebens warten. Manchmal warten sie vergebens. Jeden Tag treffe ich unzählige Entscheidungen. Manche sind wegweisend, manche eher nicht, andere sind falsch. Ich glaube gar nicht, dass es die eine oder andere Entscheidung ist, die besonders wegweisend ist. Wichtig ist, dass man seine Ziele kennt und weiß wo man hinwill. Der Weg dahin ist nie geradeaus und führt immer über Umwege.

Rückblickend denke ich auch, dass ich weniger aus dem gelernt habe, WAS ich entschieden habe, sondern mehr aus dem WIE. Also dem: Wie hat sich die Konsequenz meiner Entscheidung angefühlt? Man muss das Glücksgefühl eines Erfolges spüren, den Moment, in dem man sich unschlagbar fühlt. Dazu gehört aber auch die Sorge, nachts wach zu liegen und zu Tode betrübt zu sein, wenn man keinen Erfolg hatte. Wenn man das Glück hat, seine Entscheidungen spüren zu dürfen, dann weist es einem den Weg automatisch.

Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)

Ein großes Thema ist bei uns im Moment die Unternehmensnachfolge. Unser Unternehmen soll nun von der dritten Generation weitergeführt werden. Hier gibt es viele Interessen, die es unter einen Hut zu bringen gilt, ohne, dass das Tagesgeschäft davon beeinträchtigt wird. Dies ist auch nicht nur familiär eine Herzensangelegenheit. Ich würde mir wünschen, dass in Deutschland die Unternehmerkultur stärker wäre und mehr Menschen einfach den Mut hätten, diesen Schritten zu wagen.

Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?

By all the ways you take in your life, make sure that some of them are dirty.

Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?

Der Vorteil an Gemeinschaften jeglicher Natur ist natürlich, dass man zusammen stärker ist als alleine. Die Themen, die einem wichtig sind, bekommen eine Stimme und Gewichtung. Beim BVMW wird dies kombiniert mit einer tollen Plattform. Ich persönlich finde die Betreuung und den persönlichen Kontakt toll. Bei Veranstaltungen bekommt man neue Impulse und Denkanstöße, man lernt neue Leute kenne und knüpft interessante Kontakte.

Gibt es noch ein Thema, welches Sie gern einbringen möchten?

Empowerment – für mich mittlerweile leider ein abgedroschenes Wort. Nichtsdestotrotz steht dahinter eine sehr wichtige Botschaft: Inspiriert Leute, unterstützt sie dabei, morgen mehr zu sein als heute. Ich denke, dass Frauen besser geeignet sind, andere Menschen zu begeistern und neben sich wachsen zu lassen. Ich würde mir von den ganzen starken Frauen wünschen, andere Menschen für das Unternehmertum zu begeistern. Ich selbst habe im Freundes- und Bekanntenkreis schon oft die Diskussion geführt und mich zu den Nachteilen der Selbstständigkeit äußern müssen. Ja, man muss sich ständig beweisen und „seinen Mann stehen“. Aber allein das zeigt, dass unsere Arbeitswelt einfach sehr männlich geprägt ist. Wir haben es in der Hand, dies zu ändern.

Infos zur Person

Vanessa Kubacz, geboren am 03. Mai 1981 in Bochum, ist verheiratet mit einem Bochumer Unternehmer und stolze Zwillingsmutter. Ihre Freizeit gestaltet sie mit ihrer Familie, jeglicher Art von Sport und Reisen. Das Kitesurfen, ihre größte Leidenschaft, verbindet alles perfekt.

Zu Ihrem 30. Geburtstag war Vanessa Kubacz bereits promovierte Ingenieurin mit mehreren Jahren Berufserfahrung. Ihre berufliche Karriere startete sie bei einem japanischen Großanlagenbauer. Seit 2013 ist sie als Prokuristin bei der O. Thimm GmbH, dem Unternehmen Ihrer Familie.

Infos zum Unternehmen

Maßgeschneiderte Lösungen und höchste Fertigungsqualität sichern der O. Thimm GmbH seit Jahrzehnten internationale Aufträge. Das Unternehmen hat sich von einem Handwerksbetrieb zu einem innovativen Technologieunternehmen entwickelt und ist nunmehr 60 Jahre alt. Das Kerngeschäft besteht aus Schalt- und Steueranlagen, elektrischen Begleitheizungssystemen sowie Prozessleitsysteme für industrielle Anwendungen. Weltweit kommen mittlerweile über 7.000 Referenzanlagen zum Einsatz. Dabei versteht sich die O. Thimm GmbH als Lösungsanbieter, der von der Planung bis zur Fertigung der Schaltanlage eine komplette Durchgängigkeit seiner Produkte gewährleistet.

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