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Unternehmertum
31.10.2023

Wie tickt die Generation Z?

Wollen Unternehmen motivierte junge Menschen für sich gewinnen, muss sich in der Arbeitswelt etwas ändern. Was ist dafür nötig? Und ist die Generation Z tatsächlich arbeitsscheu?

Autor: Felix Behm, Keynote Speaker, Generation-Z-Experte

Felix Behm ist der führende Generation-Z-Experte in Deutschland. Als ehemaliger Personalreferent und Ausbildungsleiter weiß er genau, wie man mit jungen Auszubildenden und Fachkräften umgeht. Sein Wissen gibt er als Keynote Speaker und in seinen Büchern weiter.

Wenn Behm von der Generation Z spricht, meint er damit die Jahrgänge zwischen 1995 und 2009, die auch als „Digital Natives“ bezeichnet werden. Es ist die erste Generation, die vollkommen digital aufgewachsen ist und durch Globalisierung, Klimawandel und Corona geprägt ist. Von ihnen gibt es nur etwa 11 Millionen, während der Babyboomer-Generation, den Jahrgängen 1950 bis 1964, 18 Millionen angehören.

Anders bis unverständlich

Die Unterschiede zwischen den beiden Generationen erklärt Behm mit seinem EAB-Modell. Das „E“ steht dabei für Erziehung, die sich seit den 1950er Jahren deutlich verändert hat. „Neue Erziehungsstile schlagen sich natürlich auch in der Arbeitswelt nieder“, erklärt Behm. Als Beispiel nennt er Helikopter-Eltern, die unselbstständige Kinder heranziehen, die in der Arbeitswelt als „unqualifiziert“ und „nicht ausbildungsfähig“ wahrgenommen werden.

Das „A“ steht für die äußeren Einflüsse, die das Weltbild von Kindern und Jugendlichen prägen. „Wir sprechen hier nicht nur über Coronaspätfolgen, die diese Generation negativ geprägt haben, sondern auch über Klimawandel, Naturkatastrophen, Inflation und aktuell auch Krieg. Das sind alles Dinge, die man berücksichtigen muss, wenn man junge Menschen verstehen will.“ Das „B“ bzw. die Black Box ist eine eigene Welt, die sich junge Menschen schaffen. Diese sei für Eltern und Vorgesetzte nicht sichtbar und das daraus resultierende Verhalten daher oft unverständlich.

Geld ist nicht so wichtig

Zieht man aus den einzelnen Punkten seine Schlussfolgerungen, versteht man besser, warum Generation Z so tickt, wie sie tickt. „Schaut man sich Umfragen dazu an, was sich junge Menschen von ihrem Arbeitgeber wünschen, klingt das oft wie eine Art Dating- Profil für Unternehmen“, so Behm. „An oberster Stelle stehen Freiheit, Empathie und Interesse, Vertrauen und Moral. Geld ist schon lange nicht mehr so wichtig.“ Daher empfiehlt Behm Arbeitgebern, auf die veränderten Werte mit vier zentralen Bausteinen zu reagieren, die für junge Menschen eine entscheidende Rolle im Berufsleben spielen.

„Der erste Baustein ist Sinnhaftigkeit. Junge Menschen wollen nicht nur eine Nummer, sondern Teil eines Unternehmens sein und die Prozesse verstehen, die um sie herum passieren.“ Dies könne sich auch im Thema „Nachhaltigkeit“ ausdrücken. „Gerade im Mittelstand gibt es viele Unternehmen, die das zu ihrer Passion gemacht haben. In diesen Unternehmen sind viel mehr junge Menschen zu finden, weil mindestens jeder Fünfte dieser Generation für niemanden arbeiten will, der sich nicht aktiv mit dem Thema beschäftigt.“

Auch die richtige Wertschätzung ist für die Genration Z unerlässlich. Dies liegt laut Behm an den Sozialen Medien. „Generation Z ist mit Likes aufgewachsen. Die Jugendlichen sind auf den verschiedenen Kanälen unterwegs, um etwas zurückzubekommen. Bekommen sie genügend Likes, wissen sie, sie haben etwas Sinnvolles gemacht. Das überträgt sich im Unterbewusstsein auch auf die Arbeitswelt.“ Daher sei eine vernünftige Feedbackkultur unerlässlich.

Wandel wird vorausgesetzt

Auch neue Lern- und Arbeitsmodelle sind von entscheidender Bedeutung. Diese würden in Deutschland aber bisher größtenteils nicht existieren. Besonders das hybride Arbeiten stehe dabei im Mittelpunkt. „Generation Z will nicht ausschließlich Homeoffice, aber mindestens die Möglichkeit dazu, auch die zum Remote-Arbeiten. Das geht bis zum Thema Vier-Tage-Woche. In anderen Ländern ist diese bereits gang und gäbe, während wir noch darüber sprechen, ob sie überhaupt machbar ist. Natürlich ist sie machbar!“ Behm macht deutlich: „Wir haben es hier nicht mit einer Generation zu tun, mit der wir diskutieren können. Die setzen das einfach voraus und gehen am Ende dorthin, wo es machbar ist und umgesetzt wird. In den nächsten Jahren werden rund 16 Millionen Babyboomer in Rente gehen. Demgegenüber stehen nur etwa 9 Millionen aus der Generation Z, die eine andere Vorstellung von Arbeit haben und es sich leisten können, Forderungen zu stellen.“

Zuletzt benötigen junge Menschen Perspektiven. „Wie viel an ständiger individueller Weiterbildung stellt ein Unternehmen einem Mitarbeiter zur Verfügung, damit dieser sich weiterentwickeln kann? Das fordert die junge Generation. Was tut ein Unternehmen dafür, dass ich in den nächsten Jahren, in denen künstliche Intelligenz sich immer weiter entwickelt und verschiedene Berufe obsolet macht, noch marktgängig bin? Diese Frage beantworten die meisten Unternehmen nicht.“

Veränderung tut weh, erklärt Behm. Diese würde bei vielen Unternehmen aber erst dann beginnen, wenn diese überhaupt keine Mitarbeiter mehr finden. „Dann ist es nur leider schon zu spät. Für einen Mittelständler, ein Familieunternehmen, tut mir das leid, denn vom Mittelstand lebt unser Land.“

Gut zu wissen

  • Der Generation Z gehören 11 Millionen junge Menschen an. Dem gegenüber stehen mit der Generation Babyboomer 18 Millionen Menschen gegenüber, die bereits in Rente gegangen sind oder dies bald tun
  • Wer junge Mitarbeiter sucht, muss ihren Bedürfnissen entgegenkommen
  • Deutschland hinkt der modernen Arbeitswelt in vielen Punkten hinterher

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