ETL Freund & Partner GmbH
Eine jedoch nicht durch Produktivitätssteigerungen gedeckte Lohnerhöhung würde die betroffenen Branchen und damit den dort Beschäftigten letztlich mehr schaden als nützen.
Zu hohe Abschlüsse werden die Unternehmen gezwungenermaßen dazu veranlassen, ihre Preise anzuheben, was gesamtwirtschaftlich gesehen weitere Lohnnachforderungen und am Ende zu weiteren Preiserhöhungen führen könnte. Völz: „So setzt sich eine Spirale zwischen höheren Löhnen und höheren Preisen immer weiter fort. Das Ganze haben wir schon einmal in den 1970er-Jahren gesehen: Die Inflation wurde in diesem Wechselspiel immer weiter angeheizt, am Ende schadete das Firmen wie Beschäftigten. Die Kaufkraft sank, die Arbeitslosigkeit stieg und das Wachstum stagnierte.“
Auch wenn die Situation von damals mit der jetzigen noch nicht ganz vergleichbar ist – schon jetzt sind gerade die mittelständischen Unternehmen an ihrer Belastungsgrenze angekommen. Lohnerhöhungen können längst nicht mehr aufgefangen werden, sondern müssen angesichts des Preisdrucks direkt an die Kunden weitergegeben werden. „Damit verliert der deutsche Mittelstand im internationalen Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit“, zeigt sich der Chefvolkswirt des BVMW besorgt. „Angesichts der Steuer- und Bürokratielasten sowie den höchsten Energiepreisen Europas ist die Position der Unternehmen im Grunde schon jetzt mehr als gefährdet.“
Den Standort Deutschland attraktiver zu machen und dauerhaft zu sichern – eigentlich der Anspruch jeder Bundesregierung – werde so nicht funktionieren, erklärt Dr. Hans-Jürgen Völz weiter: „Für die Politik gilt es jetzt, Unternehmen und Beschäftigte zu entlasten und damit den Druck auf die Tarifverhandlungen zu verringern, hohe Abschlüsse zu erzielen.“