Starke Frauen – Starker Mittelstand
Kirsten Tänzer
Unternehmerin & Gründerin LeHA GmbH / Bildungspark Mücheln gGmbH
Kirsten Tänzer im Interview mit Der Mittelstand. für „Starke Frauen – Starker Mittelstand“
Wie sind Sie dazu gekommen, Unternehmerin zu werden?
Nach meinem Sportstudium an der DHfK in Leipzig in der Wendezeit ergab sich für mich nach dem Abschluss keine richtige Perspektive als Sportlehrerin und somit arbeitete ich im elterlichen Betrieb im Bereich Wertstoffaufbereitung/Abfallentsorgung mit. Von dort ist es nicht weit zu den Abfallverursachern, den Lebensmitteln, und so konnte ich mit der Idee von „Schlagfix“ das Thema gesunde Ernährung mit meinem Wissen aus dem Studium verbinden und gründete im Bereich laktosefreie Lebensmittel. Mittlerweile sind alle Produkte vegan, koscher parve und halal zertifiziert. Später (2009) ergab sich dann die Chance, eine Freie Schule zu eröffnen und somit war das 2. Standbein meiner beruflichen Tätigkeit gegründet.
Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten, würden Sie denselben Weg nochmal gehen?
Auf jeden Fall. Ich sage immer: „jetzt, mit diesem Wissen und der Erfahrung nochmal jung sein, würde ich die ganze Welt umkrempeln …!“ :) Ich möchte etwas bewegen und dazu habe ich als Unternehmerin alle Möglichkeiten – ob bei Ernährung mit Schlagfix-Produkten und/oder Bildung in meinem Gymnasium. Natürlich habe ich auch das Glück, bei beiden Firmen mit einem wunderbaren Team zusammenarbeiten zu können und das macht den Erfolg dann für alle Unternehmungen aus.
Oder würden Sie etwas anders machen?
Nein, gar nichts oder vielleicht nur in Teilen. Obwohl gerade die Lebensmittelbranche sehr hart ist und für eine „Ungelernte“ wie mich der Grundsatz „learning by doing“ passt, wie kein anderer, sehe ich unseren Erfolg in der Umsetzung unserer Ideen in Kooperation mit unseren Partnern bei der Produktion. Die Gründung eines Freien Gymnasiums ist auch nicht gerade alltäglich aber durch die Chance, eine Schule zu eröffnen, konnte ich auch da viele Ideen einbringen. Denn gerade die Vielseitigkeit meiner beiden „Berufungen“ macht das Leben sehr aufregend und der Alltag wird zur Herausforderung.
Welche Entscheidung würden Sie für sich als die Wegweisendste bezeichnen oder auch die, aus der Sie am meisten gelernt haben?
Es gab eine Entscheidung, die mich sehr geprägt habt. Nach dem Mauerfall habe ich mein Studium im Januar 1990 unterbrochen und habe 2 Jahre mit Pferden in einem internationalen Springsportstall gearbeitet. Dort habe ich neben Durchhaltevermögen und hartem Arbeiten auch Selbstständigkeit und Teamfähigkeit gelernt. Diese „Schule“ hat mich geprägt und seitdem zählt für mich auch heute noch: „Geht nicht, gibt’s nicht!“. Es ist die Frage: „Wie könnte es gehen?“
Womit beschäftigen Sie sich derzeit besonders intensiv? (Bspw. Digitalisierung etc.)
In Zeiten der Coronaproblematik müssen wir mehr denn je flexibel und innovativ sein. Auch in meinem Gymnasium gibt es viele Dinge, die wir in den anspruchsvollen Zeiten des home schoolings noch optimieren müssen, um den Unterricht so gut wie möglich stattfinden zulassen. Mitarbeiter:innen und Lehrer:innen sind momentan an ihren Grenzen. Schüler:innen und Eltern sind unter Stress. Als Träger mit begrenzten finanziellen Mitteln müssen wir gerade jetzt schnell umsetzbare Lösungen finden, um den Schüler:innen das Lernen und den Lehrer:innen das Lehren so optimal wie möglich zu machen. Natürlich bin ich auch in meiner Lebensmittelfirma immer auf der Suche nach neuen Produkten und Innovationen, die ins Unternehmen passen.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Unternehmerinnen mitgeben?
Heutzutage ist doch alles möglich, wenn man (Frau) nur will. Und dieser Wille ist wichtig, um in unserer Welt etwas zu bewegen. Und die Welt braucht Menschen, die sie wieder Stück für Stück besser machen. Frauen führen anders. Meist emotionaler und trotzdem umsichtiger. Frauen sollten ihre individuellen Stärken ausspielen. Dann gelingt alles.
Was schätzen Sie am Verband Der Mittelstand. BVMW besonders?
Ich bin ein Synergien-Mensch. In Netzwerken gemeinsame Ziele angehen und sich unterstützen, dabei hilft uns Unternehmer:innen der BVMW und gibt uns außerdem Gelegenheit, sich einfach auch mal auszutauschen.
Weitere Ideen? Gibt es noch ein Thema, welches Sie gern einbringen möchten?
Mit meinen pflanzlichen Produkten für eine bessere Ernährung, für mehr Tierwohl, Nachhaltigkeit und Klimaschutz beizutragen, dass liegt mir sehr am Herzen. Ideen sind meine Stärke und ich habe noch viele Ideen im Kopf, die noch raus müssen. Ob neue Produkte im rein pflanzlichen Segment oder Ideen, die Bildung für unsere Kinder und Jugendlichen in unserer Region zu verbessern – es gibt noch viel zu tun.
Kirsten Tänzer, geboren am 02.06.1970, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Zudem umfasst ihr Haushalt Pferde, einen Hund und eine Katze sowie eine Kuh, die alle zur Familie gehören. Nach ihrem Abitur studierte Kirsten Tänzer Sport an der DHfK Leipzig. Bereits 1996 ging sie in die Vollen und gründete ihre erste eigene Firma (Umweltkonzepte zur Wertstoffaufbereitung und Abfallentsorgung).
LeHA GmbH (Sitz in Laucha im Burgenlandkreis) mit der Marke „Schlagfix“ startete 2003. Als vorerst laktosefreie Produktreihe konzipiert, wurde die Palette schnell erweitert. Ab 2008 fanden schrittweise „veganisierte“ Sahneersatzprodukte ihren Weg in das Sortiment und in den deutschen Lebensmittelhandel. Darüber hinaus wird in zahlreiche Länder exportiert.
2009 gegründet, ist die Bildungspark Mücheln gGmbH Träger des „Freien Gymnasiums Geiseltal“ in Mücheln (Saalekreis). Das Gymnasium ist unterteilt in die Klassenstufen 5-12. Das Konzept basiert auf einer teilweise gebundenen Ganztagsschule mit einer eigenen Schulküche.